Winterhalter
Das Spültechnik-Gen
Winterhalter, der Spülspezialist aus Meckenbeuren, feiert in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen. Seit drei Generationen steht das Familienunternehmen für Qualität und Zuverlässigkeit in der Spülküche, denn das Spültechnik-Gen liegt in der Familie.

GastroSpiegel, 15.06.2017 – 1947 gründete Karl Winterhalter das Unternehmen „Karl Winterhalter Ing. Haushaltsgegenstände und Elektrogeräte“ in Friedrichshafen. Das Kriegsende hatte dem arbeitslosen Ingenieur die Möglichkeit für einen Neuanfang eröffnet. Aus Schrott baute Karl Winterhalter nützliche Haushaltsgeräte und mit der „Backhexe“, einer tragbaren, elektrischen Backröhre, landete er 1949 seinen ersten Verkaufsschlager. Die Spezialisierung auf das gewerbliche Spülen erfolgte 1957 mit der Geschirrspülmaschine GS 60.

Seine Nachfolger wurden schon in jungen Jahren mit dem Firmenvirus infiziert. Jürgen Winterhalter, Geschäftsführer und Sohn des Firmengründers, wuchs in der Welt der Spültechnik auf: Die Entwicklung der ersten Spülmaschinen fand noch im Wohnhaus der Familie statt, die Hütte neben dem Wohnhaus diente als erste Werkstatt und im Garten wurden die Versuche mit dem Prototypen der GS 60, der ersten Spülmaschine, gemacht.

„Die Teller, die meine Mutter mit Spinat eingerieben hat und an der Sonne trocknen ließ, wurden tatsächlich sauber“, erinenrt sich Jürgen Winterhalter. „Das hat mich fasziniert.“ Damit nahm die Erfolgsgeschichte des Unternehmens ihren Anfang. „Mein Vater traf genau den Bedarf der Gastronomen – die Botschaft ‘sauberes Geschirr in kürzester Zeit‘ fand großen Anklang in der Zielgruppe.“ Die Folge: Die Serienproduktion wurde aufgenommen, weitere Produktionsstandorte in Endingen und dem schweizerischen Rüthi folgten.

Auch Ralph Winterhalter, Geschäftsführer und Enkel des Firmengründers, wurde das Spültechnikgen in die Wiege gelegt. Bis zu seinem vierten Lebensjahr wohnte er auf dem Werksgelände in Meckenbeuren – sein Spielplatz war die Produktion. Der Funke ist bei ihm beim Feuermachen mit seinem Opa übergesprungen „Ich liebte es, mit meinem Großvater Lagerfeuer zu machen“, denkt Ralph Witnerhalter zurück. „Wir sammelten Holz, schichteten es auf und legten Scheite nach, um das Feuer am Brennen zu halten.“ Dieses Vorgehen verglich Karl Winterhalter mit seinem Unternehmenserfolg. Für Ralph Winterhalter war das der prägendste Moment, sozusagen die Initialzündung. Für ihn stand fest, dass er nie etwas anderes machen wollte, als in das Familienunternehmen einzutreten.

„Entscheidend war, dass ich meinen eigenen Weg gehen konnte“, ergänzt er. „Mein Vater und mein Großvater waren Ingenieure, das war aber nicht meine Welt, ich bin über ein betriebswirtschaftliches Studium in das Unternehmen eingestiegen. Ich sehe mich als Treuhänder, der das Feuer des Unternehmens am Brennen hält und in hoffentlich 20-30 Jahren an meine Kinder weitergeben kann.“

Mit der ersten Niederlassung in Holland startete 1967 die Internationalisierung der Marke, die von Jürgen Winterhalter konsequent vorangetrieben wurde: „Mein Steckenpferd ist die Technik, die Entwicklung der Maschine, aber vor allem auch die Internationalisierung“. Nach und nach wurden deshalb weitere eigene Tochtergesellschaften in Europa und Asien gegründet. Ralph Winterhalter führt diese Entwicklung weiter und ergänzt: „Wir sind an einem Punkt, wo es nicht mehr reicht, ein deutsches Unternehmen mit einem großen Exportanteil zu sein. Unsere Märkte sind in einem unterschiedlichen Entwicklungsstadium und haben unterschiedliche Bedürfnisse. Wir müssen ein internationales Unternehmen werden, das unter anderem den deutschen Markt bedient.“

Die Konsequenz daraus war, dass Winterhalter 2015 eine eigene Produktionsstätte in Rayong (Thailand) eröffnet hat, wo speziell für den asiatischen Markt entwickelte Maschinen produziert werden.

Der Generationenübergang ist gerade bei mittelständischen Familienunternehmen ein besonderes heikles Thema, das bis zur Existenzfrage gehen kann. Wichtig sei es, die nächste Generation früh in die Verantwortung zu bringen, den Spaß zu vermitteln, den es bereitet ein Familienunternehmen zu leiten. „Natürlich gibt es auch Reibereien, die sind aber immer konstruktiv. Der Austausch zwischen Generationen ist für unser Unternehmen sehr wertvoll, Vorsicht ist geboten, wenn zu viel Einigkeit herrscht“, verdeutlicht Jürgen Winterhalter. Das Tagesgeschäft überlässt der 72-Jährige in der Zwischenzeit zum größten Teil seinem Sohn: „Solange ich noch Ideen beisteuern kann, mache ich das gerne. Den Generationenübergang haben wir in unserer Familie rechtzeitig, bestens geregelt. Heute bin ich besonders dankbar, auf ein solides, finanziell unabhängiges Unternehmen blicken zu können. Wir genießen jeden Tag unsere unternehmerische Freiheit.“ Auch die vierte Generation hat das Winterhalter-Gen geerbt. „Mit meiner Tochter hatten wir viele unruhige Nächte, nichts konnte sie beruhigen, außer den Blick in die laufende Untertischspülmaschine mit Glastüre“, erzählt Ralph Witnerhalter.

Heute beschäftigt das Unternehmen mit Hauptsitz in Meckenbeuren 1300 Mitarbeiter weltweit. Rund 40 eigene Vertriebsniederlassungen sowie zahlreiche Vertriebspartner in vielen weiteren Ländern sichern die globale Präsenz und führen zu einem Exportanteil von über 70 Prozent.

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