GastroSpiegel, 21.01.2025 – Das Gastgewerbe in Deutschland steht weiter unter enormem Druck: Steigende Kosten sowie die Mehrwertsteuererhöhung und sinkende Umsätze setzten der Branche zu. Ermittelt wurde dies in einer aktuellen Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga Bundesverband). So befürchtet zirka ein Drittel der Unternehmen (34 %), im Jahr 2025 in die Verlustzone zu rutschen. 29 Prozent können noch keine Prognose geben. Nur 37,2 Prozent gehen heute davon aus, dass sie sich am Markt behaupten werden.
Vor allem die speisengeprägte Gastronomie wird hart getroffen. Dort sorgen sich 41,7 Prozent um ihre wirtschaftliche Situation. Vor allem die gestiegene Mehrwertsteuer bezeichnen 84,7 Prozent als die mit Abstand größte Herausforderung. „Die Heraufsetzung der Mehrwertsteuer hinterlässt gravierende Spuren und hat fatale Folgen für die Betriebe“, erklärt Dehoga-Präsident Guido Zöllick und ergänzt: „Viele stehen mit dem Rücken zur Wand.“ Um aus der Talsohle herauszukommen, brauche es jetzt einen konsequenten wirtschaftspolitischen Kurswechsel.
Perspektiven und Entlastungen gefordert
Es dürfe kein „Weiter so“ geben, betont Zöllick. Der erwartet er von der zukünftigen Bundesregierung dringend eine Stärkung der Wirtschaft. Für die Branche fordert Zöllick an erster Stelle die einheitliche Besteuerung von Speisen mit sieben Prozent: „Die Ungleichbehandlung unserer Branche muss endlich dauerhaft beseitigt werden.“ Weiter erwartet Zöllick mehr Flexibilität durch die Wochenarbeitszeit nach EU-Recht, mehr Netto vom Brutto und einen konsequenten Abbau von Bürokratie.
Umsatzrückgänge und getrübte Aussichten
Die Dehoga-Umfrage macht deutlich, dass die Branche weiter mit erheblichen Umsatzverlusten kämpft. Im Dezember 2024 haben die Umfrageteilnehmer nominal 4,4 Prozent weniger umgesetzt als im Vergleich zum Dezember 2023. Durch die gedämpften Aussichten sind dementsprechend die meisten Betriebe mit Blick auf ihre Geschäftsentwicklung „verhalten“ (49,5%) in das neue Jahr gestartet, 21,8 Prozent beurteilen die Aussichten mit „eher negativ“, 8,5 Prozent zeigen sich „pessimistisch“. Dem gegenüber stehen nur 20,2 Prozent, die auf ihre zu erwartende Geschäftsentwicklung optimistisch schauen.
Belastung durch steigende Kosten
In der speisengeprägten Gastronomie ist für 84,7 Prozent der Betriebe die Mehrwertsteuererhöhung die mit Abstand größte Herausforderung. Ein zentraler Belastungsfaktor für alle Betriebe bleibt der zunehmende Kostendruck. 78,3 Prozent der Umfrageteilnehmer nannten steigende Personalkosten als die größte Herausforderung. Zudem leiden die Betriebe unter den höheren Kosten für Lebensmittel (73,9%), den gestiegenen Energiekosten (71,0%) und der Anhebung der Mehrwertsteuer (68,0%). Hinzu kommt der zunehmende Bürokratieaufwand, der von 63,0 Prozent zu den größten Herausforderungen gezählt wird.
Erhebliche Umsatzrückgänge
Laut Mitteilung des Statistischen Bundesamts wird der Gastgewerbeumsatz 2024 real um 2,1 Prozent im Vergleich zu 2023 (nominal +1 %) und real um 12,6 Prozent zum Vor-Corona-Jahr 2019 sinken. Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen lag der Umsatz für das Gastgewerbe von Januar bis einschließlich November 2024 real 2,4 Prozent (nominal +0,6 %) unter dem Vorjahreswert; damit war die reale Umsatzentwicklung im vergangenen Jahr insgesamt acht Monate rückläufig.
Besonders stark war das Gaststättengewerbe betroffen, das bis November 2024 einen realen Umsatzrückgang von 4,7 Prozent (nominal -1,5 %) gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnete. Damit ging der reale Umsatz dort in allen Monaten zurück, in sieben Monaten lagen auch die nominalen Umsätze im Minus. Besser sieht es bei den Beherbergungsbetrieben aus. Hier betrug das reale Umsatzminus von Januar bis November 0,4 Prozent (nominal +2,5 %).
rl
Über die Umfrage
3.257 gastgewerbliche Unternehmen aus ganz Deutschland nahmen an der aktuellen Dehoga-Umfrage zur wirtschaftlichen Lage vom 14. bis 20. Januar 2025 teil.