Sechstes Verlustjahr in Folge droht
GastroSpiegel, 25.08.2025 – Das Gastgewerbe in Deutschland ist noch immer weit entfernt vom wirtschaftlichen Vor-Corona-Niveau. Wie das Statistische Bundesamt Mitte August laut Dehoga Bundesverband mitteilte, setzten die Hoteliers und Gastronomen nach vorläufigen Ergebnissen im ersten Halbjahr 2025 real 15,1 Prozent weniger um als im Jahr 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Krise (nominal +10,9 %, Originalwerte).
„Damit gehen wir auf das sechste Verlustjahr in Folge zu“, sagt Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Dabei sei insbesondere die Gastronomie stark betroffen, die nun sechsmal in Folge hohe reale Umsatzverluste verzeichne. „Insbesondere die Erhöhung der Mehrwertsteuer für Speisen von sieben auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 hat den Druck massiv verschärft“, erklärt Zöllick. Gegenüber 2019 weist die Gastronomie für das erste Halbjahr 2025 einen realen Umsatzverlust von 17,4 Prozent aus (nominal +11,2 %). Zum Vorjahr betrug das reale Umsatzminus 4,1 Prozent (nominal +0,1 %).
Mehrwertsteuersenkung wird zur Existenzfrage
Angesichts der dramatischen Umsatzverluste und der gleichzeitig massiv gestiegenen Kosten müsse die Gastronomie laut Dehoga dringend gestärkt werden. „Nur die Rückkehr zur Sieben-Prozent-Mehrwertsteuer auf Speisen kann die notwendige Luft zum Atmen verschaffen“, macht Zöllick deutlich. „Unsere Betriebe sind mehr als nur Orte zum Essen und Trinken - sie sind Herzstücke unserer Städte und Dörfer, schaffen Treffpunkte, sichern Arbeitsplätze und machen Innenstädte lebendig und attraktiv“, hebt der Branchenexperte hervor.
Ohne die reduzierte Mehrwertsteuer drohe nicht nur ein Sterben gastronomischer Vielfalt, sondern auch ein spürbarer Verlust an Lebensqualität und Aufenthaltskultur in den Innenstädten. „Gerade im ländlichen Raum sind Gasthäuser oft die letzten verbliebenen Orte der Begegnung. Fällt die Gastronomie dort weg, verlieren ganze Regionen dauerhaft ihre Mitte. Die Einführung der Sieben-Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen ist die überfällige steuerliche Gleichbehandlung von Essen und entscheidet über die Zukunft vieler Restaurants“, fasst Guido Zöllick zusammen.
Gastronomie massiv unter Druck
Zeitgleich zu den sinkenden Umsätzen seien laut Dehoga die Kosten explodiert, insbesondere bei Personal (+34,4 %), Lebensmitteln (+27,1 %), alkoholfreien Getränken (+33,7 %), alkoholischen Getränken (+17,9 %), Energie (+27,6 %) – basierend auf dem Vergleich dieser Werte von Juli 2025 gegenüber Januar 2022. Dabei belasten die hohen Preise laut Verband nicht nur die Restaurants, Gasthäuser und Cafés, sondern auch die Gäste. Preissensibilität und Konsumzurückhaltung hätten deshalb zugenommen, so dass viele Gäste seltener essen gehen, günstigere Gerichte wählen, auf Vorspeisen oder das zweite Getränk verzichten. Der Dehoga beobachtet dabei ein klares „Trading down“. Verlierer seien die Restaurants und Gasthäuser, da die Verbraucher auf Essen zur Mitnahme oder den Lebensmitteleinzelhandel ausweichen – denn dort gelte seit jeher nur der Sieben-Prozent-Mehrwertsteuer-Satz auf Lebensmittel.
rl