Brauerbund

Bier erst ab 18?

Die künftige rot-schwarze Koalition in Berlin prüft ein generelles Verkaufsverbot von Alkohol an Minderjährige. Darauf haben sich SPD und CDU Anfang November in ihren Koalitionsverhandlungen geeinigt. Für Jugendliche unter 18 Jahren wäre es dann verboten, Bier oder Wein zu kaufen. Der Brauerbund spricht sich strikt dagegen aus.

GastroSpiegel, 03.11.2011 - Ein Bierverbot in Berlin sei illusorisch und daher überflüssig, tönt der Deutsche Brauerbund gegen die Absicht der Berliner Koalitionäre, das Abgabealter für Bier zum Zweck der Missbrauchsbekämpfung von 16 auf 18 Jahre anheben zu wollen. Dies sei populistische Augenwischerei und kein wirksamer Beitrag für ein Mehr an Jugendschutz. „Der Deutsche Brauer-Bund kann nicht nachvollziehen, wie ein zusätzliches Bier-Kaufverbot für 16 und 17jährige dazu beitragen kann, Kinder und Jugendliche vom Konsum und somit Missbrauch abzuhalten“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauerbundes, Peter Hahn.

 

Der Vertreter der Brauwirtschaft hält das Jugendschutzgesetz für eine klare gesetzliche Vorgabe, die schon heute verbietet, alkoholhaltige Getränke an unter 16-jährige abzugeben. Leider kommt es immer wieder zu bedauerlichen Vorfällen, wo gegen das Abgabealter verstoßen wird. „Eine Heraufsetzung des Abgabealters geht damit ins Leere. Die Einhaltung des Gesetzes wird schon heute nicht ausreichend überwacht und Fehlverhalten zu wenig geahndet. Wir stufen eine Ausweitung daher als illusorisch und ungeeignet ein, den missbräuchlichen und verbotenen Alkoholkonsum von Jugendlichen zu verhindern“, ergänzt Hahn.

Darüber hinaus schließt sich der Deutsche Brauerbund der Sichtweise der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) an, die sich ihrerseits gegen eine alleinige Heraufsetzung des Abgabealters ausgesprochen hat, da sie der Komplexität des Problems in keiner Weise gerecht wird. Vielmehr müssen verschiedene Mechanismen wirken und ineinandergreifen. „Prävention und Aufklärung sowie die Kultur des Hinsehens ist für den Kinder- und Jugendschutz erforderlich und nicht die Fortsetzung einer Verbotskultur.“

Da Auswüchse eines Trinkverhaltens in der Gesellschaft gerade im Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen zwar beklagt, aber meist schulterzuckend hingenommen werden, muss aus Hahns Sicht vielmehr die Kultur des Wegsehens aufgehoben werden. „Es handelt sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von vielen Akteuren, beginnend insbesondere im Elternhaus, über Schulen, Vereinen, Kirchen, Jugendverbänden etc., anzugehen ist.“ Die deutschen Brauer setzen sich daher seit Jahren unter dem Dach der Kampagne „Bier bewusst genießen“ auch erfolgreich für den Jugend-schutz mit dem Slogan „Bier? Sorry. Erst ab 16“ ein. „Nicht nachvollziehbar ist für mich, dass es weithin gewollt ist, jungen Erwachsenen ab 16 Jahren das Wahlrecht einzuräumen, ihnen in diesem Alter aber nicht den mündigen und sachgerechten Umgang mit Bier zuzutrauen“, sagt Hahn weiter. Er fordert die Koalitionäre abschließend dazu auf, sich im Rahmen der zukünftigen Regierungsarbeit auf die Intensivierung der Prävention und Aufklärung zu konzentrieren und von Überlegungen für weitere Regulierungen abzusehen.

Drucken E-Mail

Mediadaten

Aktuelle Mediadaten GastroSpiegel 2024

weiter

Ausgabe verpasst?

Lesen Sie alte Ausgaben online als E-Paper.

weiter

Kontakt

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontakt