GastroSpiegel, 10.07.2023 – Beim FCSI-Sommerforum zum Thema „Unternehmertum 2030“ gab es neben vier Impulsvorträgen auch Workshops in Kleingruppen, bei denen Ideen und Anregungen der Teilnehmer aufgegriffen und weiterführend diskutiert wurden. Dem Verband war es dabei ein großes Anliegen, den Nachwuchs für eine Laufbahn in der Beratung und Planung in der Hospitality-Branche zu begeistern und auf seinem Weg dorthin zu unterstützen. Mit dem Sommerforum wurde hierzu ein neues Format geschaffen, bei dem der Austausch zwischen Studierenden und erfahrenen Experten im Mittelpunkt steht. Bei der Premiere an der Hotelfachschule Heidelberg stieß dieses Angebot auf großes Interesse.
„Neugierde ist die beste Basis für wirtschaftliches Handeln”, kommentierte Berater und Hotelier Björn Grimm in seinem Impulsvortrag „Quo Vadis Hospitality 2023” und analysierte anschließend die Zukunft der Küche in einem von Gewinn- und Umsatzdruck geprägten Umfeld. „Köche kochen zukünftig nur noch, was wichtig ist”, lautete seine Einschätzung. Schließlich sei die Küche der teuerste Raum in einem gastronomischen Betrieb, dort müsse also die entsprechende Rendite generiert werden. „Billig macht die Branche kaputt”, mahnte Grimm eine gesellschaftliche Diskussion über die Werte und Qualität von Lebensmitteln an und ergänzte: „Die Lösung liegt nicht im Günstiger, sondern im Besser.”
VUKA-Welt
Digitalexperte Jörg Holdenried warf anschließend einen Blick auf die „Datenbasierte Unternehmensführung als Bestandteil der Unternehmensstrategie”. Sein Kommentar: „Es gilt, die Unternehmen krisenfester zu machen, denn die von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität geprägte VUKA-Welt wird bleiben. Agilität ist die Schlüsselkompetenz für mehr Resilienz.” VUKA ist die Abkürzung für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität. Daten helfen Holdenried zufolge, diese Agilität zu erreichen. „Dazu müssen sie an den Touchpoints mit dem Gast generiert und in Informationen transformiert beziehungsweise visualisiert werden. Dann bieten die aus ihrer Analyse abgeleiteten Prognosen ein gutes Stück Planungssicherheit bei der datenbasierten Unternehmensführung”, erläuterte der Fachmann.
Der Frage, wie gründungswillige Menschen durch die Übernahme eines bestehenden Betriebs den Weg in die Selbständigkeit finden, widmete sich Katrin Eymer in ihrem Impulsvortrag. „Rund 200.000 Unternehmen suchen innerhalb der nächsten fünf Jahre einen Nachfolger. Eine Übernahme kann als Alternative zur Neugründung viele Chancen bieten”, erklärte die Beraterin und empfahl, sich bei der Suche nach einem geeigneten Betrieb Zeit zu lassen: „Es muss passen, alle Rahmenbedingungen sollten stimmen.” Vor der Übernahme müsse das Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft werden, bei Altlasten sei Vorsicht angebracht. „Holen Sie sich externe Unterstützung, die Sie beim Übernahmeprozess begleitet”, riet die Expertin.
Auch Götz Braake, Gastronomie-Berater im Auftrag der Metro, setzte sich mit der immer komplexer werdenden Welt auseinander. Sein Fazit: „Die VUKA-Herausforderungen müssen mit VUKA-Lösungen, also Vision, Understanding, Klarheit und Agilität, beantwortet werden. Werte und Sinn sind dabei wichtiger als kurzfristige Budgetziele.” Agile Managementmethoden und atmende Prozesse würden starre Rahmenbedingungen und Pläne schon bald ablösen, prophezeite Braake. „Wer Teams nach psychologischen Gesichtspunkten zusammensetzt, wird höhere Effizienz, Effektivität und Freude ernten”, ergänzte er.
Fortsetzung im Sommer 2024
Freude herrschte angesichts dieser inspirierenden Erkenntnisse auch bei den 25 Teilnehmern der Hotelfachschule Heidelberg. Ebenso wie bei den Dozenten des FCSI, wie Björn Grimm abschließend resümierte: „Reich ist, wer teilt – es bereitet große Freude auf ein so interessiertes Publikum zu stoßen, das kritisch hinterfragt, aufnimmt und mit uns diskutiert. Ich freue mich schon auf das zweite Forum im Sommer 2024!“
rl